Auf Einladung von VisitAlentejo und VisitPortugal durfte ich 4 Tage im wunderschönen Alentejo verbringen. Diese dünn besiedelte Region (30% der Landfläche bei 7% der Einwohner) liegt östlich von Lissabon und erstreckt sich bis an die spanische Grenze. Mit dem Direktflug von Zürich erreicht man Lissabon in weniger als 3 Stunden sehr bequem. Vom Flughafen aus fährt man über die beeindruckende 17km lange Brücke über den Fluss Tejo. Der Hektik der Grossstadt ist man so bereits nach wenigen Minuten entflohen. Nach rund 45 Minuten erreicht man die Stadt Setúbal. Der Besuch des ehemaligen Konvent ist absolut empfehlenswert. Die Kirche ist im inneren sehr speziell und auch mit den typischen portugiesischen Kacheln ausgestattet. Dort wo früher die Nonnen gelebt haben und zwischenzeitlich ein Spital war, ist heute ein Museum, das Museu de Setúbal. Vieles der Geschichte der der Stadt vor dem 20. Jahrhundert ist leider nicht mehr bekannt, da das Stadtarchiv bei einem Brand fast vollständig zerstört wurde. Auch viele Gebäude sind neueren Datums, da die Region öfters von Erdbeben getroffen wurde. In der Casa do Turismo kann man einiges über die Kulinarik der Region erfahren, lokale Produkte kaufen und auf der herrlichen Dachterrasse ein Glas des für diese Region typischen Moscatel (süsslicher Wein) probieren. Im Anschluss besuchten wir den Markt, welcher neben regionalem Gemüse und Früchten auch für die frischen Fische bekannt ist. Von dort ist es nicht mehr weit bis ans Meer. In einem der unzähligen Restaurants durften wir uns mit frittiertem Tintenfisch zur Vorspeise und gegrillter Dorade zum Hauptgang verwöhnen lassen. Nach dem Mittagessen ging es auf das Wasser. Die Bucht von Setúbal gilt als eine der schönsten der Welt, warum weiss man von dieser Perspektive aus definitiv. Von der Mündung des Sado erreicht man das offene Meer. Im Sado lebt auch eine Population von rund 25 Delfinen, welche pünktlich zum Sonnenuntergang bei unserem Boot vorbeischauten, besser geht es nicht! Nachdem wir wieder den Hafen verlassen haben und ins Landesinnere gefahren sind, erreichten wir Alcazer do Sal. Auf einem Hügel liegt die Pousada Alcazer do Sal. Pousadas befinden sich in historischen Gebäuden, welche zu Hotels umfunktioniert wurden. Diese sind im ganzen Land zu finden und haben dank ihrer Einzigartigkeit einen besonderen Charme.
Am nächsten Morgen ging die Reise weiter nach Arriolos. Dieser Ort ist bekannt für seine vielen Teppichmanufakturen. Nach einem Besuch einer solchen und einem Bummel durch das Städtchen ging die Fahrt weiter zu einem Weingut. Der Alentejo ist weltweit bekannt für seine hervorragenden Weine. Auf der Fahrt dorthin sieht mach auch die unzähligen Korkeichen. In dieser Region wird die Mehrheit des weltweiten Korkes geerntet. Nach Ankunft bei der Adega Fitapreta wurden wir mit einem Glass Weisswein begrüsst und durch das Anwesen geführt. Den Ursprung dieses relativ jungen Weingutes ist ein Jahrhundert altes Herrenhaus. In der ehemaligen Kapelle reift heute der Rotwein in Holzfässern. Bei der anschliessenden Weindegustation konnten wir die Vielfältigkeit dieses innovativen Produzenten erleben. Dazu gab es köstliche Wurst- und Käsespezialitäten aus der Region. Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir Évora. Die ganze Stadt innerhalb der Stadtmauern ist UNESCO-Weltkulturerbe. Nach dem, wie immer vorzüglichen Mittagessen, durften wir bei einer Stadtführung auch erleben, warum dies so ist. Zuoberst auf dem Hügel sieht man anhand von römischen Säulen auch die verschiedenen Epochen und Herrscher der Region hervorragend. Übernachtet haben wir im Hotel Moura Suites. Dieses 2021 eröffnete Hotel liegt innerhalb der Stadtmauern in einem alten Gebäude und überzeugt mit stilvoll eingerichteten Zimmern und einem herrlichen Innenhof mit Pool, welcher bei etwas wärmeren Temperaturen zum Entspannen eingeladen hätte.
Nach dem Frühstück ging die Reise weiter nach Monsaraz. Das Dörfchen liegt auf einem Hügel, wie viele mit historischen Gebäuden. Ein Bummel versetzt einem direkt in eine andere Zeit und lädt zum Träumen ein. Der Ausblick von den Mauern des Castelo ist fantastisch. Nach rund einer Stunde Fahrt erreichten wir Elvas. Wie viele Orte in der Region ist auch diese Stadt von einer Festungsanlage umgeben. Zusammen mit dem historischen Stadtkern und dem Amoreira-Aquädukt ist diese ebenfalls auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe. Auch kann man bis ins wenige Kilometer entfernte Spanien sehen. Nach dem Mittagessen fuhren wir nach Vila Viçosa. Auf dem Hauptplatz strahlt der Herzogpalast mit seiner Fassade aus Marmor. Kein Wunder, ist dieser Teil des Alentejo für seinen Marmor bekannt. Mit einem lokalen Führer hat man auch die Möglichkeit, direkt an die Abbauorte des Marmors zu fahren. Bereits die Römer nutzten diesen, um daraus Statuen zu fertigen. Die bis zu 150m tiefen Gruben sind beeindrucken, in welchen Block für Block der Marmor abgebaut wird und von da in die ganze Welt weitergeht. Die letzte Nacht haben wir in der Casa do Gadanha in Estremoz verbracht. Dieses Haus wird von den jungen Gastebern mit Leidenschaft geführt. Besonders die Nachhaltigkeit steht im Vordergrund. Das Highlight war definitiv das Nachtessen. Dafür wurden ausschliesslich regionale Produkte verwendet. In mehreren Gängen, alle vegetarisch, überraschte uns der Küchenchef jedes Mal mit einem einzigartigen Geschmackserlebnis.
Nach der letzten Nacht hiess es Abschied nehmen vom Alentejo und Portugal. In weniger als 2 Stunden erreichten wir den Flughafen in Lissabon. Die Reise hätte man auch sehr gut noch um einige Tage in Lissabon und Umgebung verlängern können oder selbstverständlich noch mehr vom Alentejo erkunden können. Eine Reise im Alentejo kann sehr gut mit dem Mietwagen gemacht werden und die Auswahl an tollen Unterkünften ist sehr gut und abwechslungsreich. Auch in Sachen Kulinarik hat die Region einiges zu bieten.
Fazit: Wer Geschichte, gutes Essen und hervorragende Weine, tolle Natur und Gastfreundschaft erleben möchte, ist im Alentejo bestens aufgehoben.